Institut

für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit (IKFN)


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Livonia et Curlandia Ducatus - Landkarte

© Dokumentensammlung des Herder-Institus für historische Ostmitteleuropaforschung (Sig: DSHI_191_Howen_42); Mit freundlicher Genehmigung des Eigentümers

Adelskulturen im Baltikum

Identitäten - Konzepte - Praktiken

07.-10. September 2016
Universität Klaipėda, Aula Magna
Herkaus Manto g. 84
92294 Klaipėda

In der sich entfaltenden europäischen Adelsforschung spielt der baltische Adel kaum eine Rolle. Die Tagung untersuchte die vielschichtigen und vielgestaltigen Adelskulturen des Baltikums vom 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund dieses Forschungskontextes und nahm besonders den baltischen Raum überschreitende Zusammenhänge in den Blick. Damit wurden neue Forschungsperspektiven eröffnet. Der Tagung lag - orientiert an heutigen kulturwissenschaftlichen Konzepten - ein umfassendes Kulturverständnis zugrunde, das sowohl literarische und künstlerische Produktion, Mäzenatentum und Gedenkkultur, kulturelle Praktiken (z.B. Geschlechterbeziehungen und Familie, Erziehung und Bildung, Geselligkeit und Repräsentation auf dem Lande wie in der Stadt) als auch Formen politischer Mitsprache und konfessionelle Prägungen mit einschließt.
Im Zentrum standen die Adelskulturen in Estland und Lettland (das historische Baltikum) sowie in Litauen (das Großfürstentum Litauen), deren jeweilige Spezifik sich in den unterschiedlichen Verflechtungen und Austauschprozessen (Heiratsverbindungen, Migration, kommunikative Netzwerke) untereinander, mit dem russischen Zarenreich, dem Königreich Polen-Litauen, dem Herzogtum und Königreich Preußen sowie den skandinavischen Reichen, insbesondere Schweden, ausprägte und wandelte. Angesichts der Hybridität dieser Adelskulturen und ihrer kulturellen Praktiken stellte sich die Frage nach den Identitäten (Selbstverständnis und Selbstdarstellung) und Loyalitäten der einzelnen Adelsformationen, insbesondere im gesellschaftlichen und politischen Wandel des 18./19. Jahrhunderts. Dabei sollten nicht zuletzt die Verschiedenheiten oder Ähnlichkeiten der politischen Kulturen, auch des politischen Selbstverständnisses des estnischen, livländischen, kurländischen und litauischen Adels, im Verhältnis zur jeweiligen Oberhoheit einer herrschenden Macht herausgearbeitet werden.

Plakat: Adelskulturen im Baltikum. Identitäten - Konzepte - Praktiken

Tagungsprogramm

Mittwoch, 07.09.2016

09:00 Grußworte
09:30 Einführung (Hans-Jürgen Bömelburg, Siegrid Westphal, Axel E. Walter, Peter Wörster, Olga Weckenbrock)
10:30 Kaffeepause

Sektion: Identitäten und Regionalitäten
Teil 1: Baltische Regionalitäten

Moderation: Hans-Jürgen Bömelburg

11:00 •Regionalität und Region als historische Kategorie (Miloš Řezník, Warschau)
•Vom baltischen Landstrich zum Baltikum (Ruth Leiserowitz, Warschau)
•"Im Schatten des Adels" - Die litauischen Hofjuden und ihre Netzwerke (Maria Cieśla, Warschau)
•Repräsentation und Identität. Der frühneuzeitliche Adel des Königlichen Preußen (Sabine Jagodzinski, Warschau)
•Die Thematisierung Litauens und seiner Adelskultur in der polnischen Literatur und Kunst des 19. Jahrhunderts (Aleksandra Kmak-Pamirska, Warschau)
13:00 Mittagspause

Teil 2: Adelige Identität in Außenperspektive

Moderation: Dorothee Goeze

14:30 •Zwischen Distanz und Nähe. Der kurländische Adel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus der Perspektive einer "Fremden" (Anja Wilhelmi, Lüneburg)
•Die Beziehungen zwischen Adel und Bauern - Patriarchalismus, friedliche Koexistenz, Feindschaft? (Gvido Straube, Riga)
•Die kirchlich-gesellschaftlichen Beziehungen in der Reformierten Kirche Litauens im 19. Jahrhundert: Adel-Stadtbürger-Bauern (Arūnas Baublys, Klaipėda)
15:30 Kaffeepause

Sektion: Praktiken
Teil 1: Kulturelle Praktiken

Moderation: Stefanie Freyer

16:00 •The Memoria of the Nobilitiy in the 16th Century Livonia (Anu Mänd, Tallinn)
•Woher haben Sie ihre Manieren? Zur Erziehung des estländischen Adels in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Juhan Kreem, Tallinn)
•Adlige Reisekultur (Veronika Girininkaitė, Vilnius)
•Adel Zuhause (Dorothee Goeze, Marburg)

Abendvortrag

18:30 Adelsmigration und Adelskultur im Ostseeraum (Michael North, Greifswald)
Im Anschluss Empfang

Donnerstag, 08.09.2016

Fortsetzung Teil 1: Kulturelle Praktiken

Moderation: Heike Düselder

09:00  •Musical Practice in the Baltic Manors during the 18th Century: Case study of Historical Livland (Ieva Pauloviča, Riga)
•Die Lesekultur und die Entstehung von Adelsbibliotheken in Livland im 18. und 19. Jahrhundert (Kristine Zaluma, Riga)
•Adlige Buchkultur in der polnisch-litauischen Adelsrepublik (Arvydas Pacevičius, Vilnius)
•Der baltische Adel und die Literaten. Zur Verwischung ständischer Grenzen am Beispiel von Caspar Meyer und Johann Gotffried Herder (Martin Klöker, Tallinn)
•Romantic Education in a Landowner´s Manor of the Old Polish Livonia in the 19th Century (Teresa Rączka-Jeziorska, Warschau)
11:30 Kaffepause

Teil 2: Familienpraktiken

Moderation: Oliver Hegedüs

12:00 •Identitätsbildung als Legitimationsstrategie. Das Beispiel der deutschbaltischen Adelsfamilie Freytag(h) von Loringhoven / v. Freytag gen. Löringhoff (Rüdiger Ritter, Bremen)
•Geschwister - oder doch nicht? Über den Umgang mit illegitimen Kindern im deutschbaltischen Adel des  18. und 19. Jahrhunderts (Denise von Weymarn-Goldschmidt, Basel)
13:00 Ausflug an die Kuhrische Nehrung

Freitag 09.09.2016

Sektion: Konzepte und Verflechtungen

Moderation: Peter Wörster

09:00 •Politische Kultur in Livland nach dem Herrschaftswechsel von 1710 (Olga Weckenbrock, Osnabrück)
•Kriterien der nationalen Identität der Mitglieder der baltischen ritterschaftlichen Familien (Michael Katin-Jartzev, Moskau)
•The Baltic Germans in the Diplomatic Service of the Russian Empire during the Reign of Alexander I. [1801-1825] (Feliks Gornischeff, Tartu)
10:30 Kaffeepause

Moderation: Siegrid Westphal

11:00 •Die Residenz Mitau - Residenzstadt und Adelsgesellschaft (Peter Wörster, Marburg)
•Ein trojanisches Pferd für Europa? Memoria des Hauses Dönhoff im 18. Jahrhundert (Oliver Hegedüs, Giessen)
•Die Familie von Löwenstern. Personelle Verflechtungen und kultureller Austausch zwischen Livland und Sachsen-Weimar-Eisenach (Stefanie Freyer, Osnabrück)
•Adel im Baltikum und in der russischen Provinz: Netzwerke und Austauschprozesse im 18. Jahrhundert (Ingrid Schierle, Tübingen)
13:00 Mittagessen

Moderation: Olga Weckenbrock

15:00 •Das pietistische Netzwerk der deutschbaltischen Adeligen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Beata Paškevica, Riga)
•Die Kommunikationsnetzwerke des Adels aus Pommerellen und Litauen in der Herrnhuter Brüder-Unität im 18. Jahrhundert (Joanna Kodzik, Leipzig)
16:00 Kaffepause
16:30 •Der Adel in Kurland, Pilten und Polnisch-Livland gegenüber Polen-Litauen im 17. und 18. Jahrhundert (Bogusław Dybaś, Wien)
•Das Verhältnis des Adels vom sog. Polnisch-Livland zur russischen Herrschaft nach 1772. Das Beispiel der Familie von Benislawski (Paweł A. Jeziorski, Thorn)

Podiumsdiskussion

Moderation: Axel E. Walter

18:30 "Traditionelle Adelskulturen und moderne baltische Gesellschaft - ein Spannungsverhältnis?"
Im Anschluss Empfang

Samstag 10.09.2016

Sektion: Institutionen und Personen

Moderation: Dennis Hormuth

09:00 •Das Domkapitel von Ösel-Wiek nach 1524 - ein Adelskapitel? (Madis Maasing, Tartu)
•Der Deutsche Orden und Vasallen. Zu Beziehungen livländischer Adelsgeschlechter im 16. Jahrhundert (Dimitriy Weber, St. Petersburg)
•Baltic Nobility in the Swedish Counsil of the Realm 1523-1680 (Marko Hakanen/Ulla Koskinen, Jyväskylä)
•Katharina Vasas deutsch-baltische Höflinge - Transfer- und Verflechtungsleistungen eines sekundären Fürstenhofes im schwedischen Ostseereich (Andreas Kappelmayer, Tübingen)
11:00 Kaffeepause

Moderation: Dieter Wunder

11:30 •Das baltische frühneuzeitliche Hof- und Ständewesen im Spiegel der Urkunden aus dem Familienarchiv der Fürsten Radziwill [anhand der Sammlung der Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg] (Alexander Rogatschewski, St. Petersburg)
•Michał Kazimierz Radziwił‘s named Rybeńko (1702 – 1762) Diary: between Itinerarium and Egodocument (Vika Veličkaitė, Kaunas)
12:30 Schlusskommentar (Heide Wunder, Bad Nauheim)
13:30 Ende der Tagung