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Theatrum Europaeum
THEATRUM || EUROPAEUM, || I...] vom || Jahr Christi 1617. biß auff das Jahr 1629. 1 ... 1 Beschrieben durch || M. JOANNEM PHILIPPUM ABELINUM, || Argentoratensem. || [...]zum drittenmal/[...]verlegt || Durch || Weyland Matthaei Merians seel.Erben in Franckfurt. || [...] Gedruckt zu Franckfurt am Mayn/ bey Daniel Fievek, || [...] M DC LXII. 2°: [121),1148, S., zahlr. Ill, zahlr. Kupfertafeln,[ Bd. 1]
Bis heute gilt das Theatrum Europaeum als Deutschlands reichste »Fundgrube zeitgenössischer historischer Dokumentation über das Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges und das von Ludwig XlV."(Wüthrich, 116). Dennoch ist der Quellenwert dieses von 1633 bis 1738 in 21 Bänden und verschiedenen Auflagen in der Buch und Kunsthandlung Merian er- chienenen Werkes vielfach umstritten, denn bei den überlieferten historischen Fakten der Zeit von 1618 bis 1718 nehmen Sensationsberichte einen nicht geringen Platz ein. Sie sorgten für den Unterhaltungswert dieses zeitgenössischen Zeitungsersatzes und damit auch für einen ungewöhnlich guten Absatz. Nicht unbeteiligt am Erfolg des Werks waren zudem die gut 1.400 Kupferstiche, von denen Matthäus Merian d. Ä. (1593- 1650) die bekanntesten und schönsten schuf.
Die ersten beiden Bände beschreiben die Zeit von 1618 bis 1632. Johann Philipp Abelin (1600-1638), ein ehemaliger Frankfurter Schulmeister, kompilierte diesen Teil des Werkes, indem er eine Rubrikeneinteilung nach Ländern und Kriegsschauplätzen entwarf und somit der inneren Zerrissenheit der Darstellung, die einer strengen Chronik eigenen ist, zuvorkam. Schon die anfänglich als Vorgängerin des Theatrum Europaeum gedachte Historische Chronica Johann Ludwig Gottfrieds, erstmals 1629-1634 bei Merian erschienen, verzichtete zugunsten einer nach Monarchien ordnenden Einteilung auf eine streng chronologische Anordnung der Stoffe.
Das Theatrum Europaeum ist im Gegensatz zu vielen anderen historischen Schriften jener Zeit eher als Quellenverarbeitung denn als Quellensammlung zu betrachten. Und gerade von Abelin kann behauptet werden, dass er der Verfasser ist, der dem verarbeiteten Stoff wohl die persönlichste Note verleiht. Durch Auswahl, Hinzufügung von Überleitungen und Zwischenbemerkungen verdeutlicht Abelin seine proschwedisch-protestantische Tendenz. So ist es kaum verwunderlich, dass in dem zuerst erschienenen zweiten Band die Kämpfe Gustav Adolfs ausgiebig behandelt werden, und der Verfasser mit dem Lob für die Schweden nicht geizt. In den beiden ersten Bänden überwiegen insbesondere die kriegerischen Vorgänge im Reich. Je spektakulärer die Ereignisse für das Reich waren, aber auch je näher das Geschehen Deutschland war, desto besser flossen dem Kompilator die Nachrichten zu. Die Schlacht am Weißen Berg beispielsweise wird im ersten Band sehr ausführlich behandelt. Aktuelle Belagerungsschilderungen, Traktate und Flugblätter dienten besonders beim zweiten Band als Quellengrundlage, während Abelin bei dem erst 1635 erschienen ersten Band, der die weiter zurückliegende Zeit von 1618 bis 1628 aufgreift, auf schon publizierte Quellen zurückgreifen musste.
Die schwedenfreundliche Darstellung Abelins brachte Merian 1637 bei der zweiten Auflage des zweiten Bandes so in Bedrängnis, dass er sich aufgrund eines politischen Umschwungs zugunsten der kaiserlichen Seite in der Frankfurter Region gezwungen sah, die Ausgabe zu revidieren und sich im Vorwort durch Angriffe auf den bereits verstorbenen Abelin von der protestantischen Tendenz explizit zu distanzieren. Letztendlich blieb Abelins Parteilichkeit jedoch dem Werk verhaftet.
Beate Mrohs