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Adagia
ADAGIORVM CHILIA | DES DES. ERASMI ROTERDAMI | QVATOR CVM DIMIDA EX POSTREMA AVTORIS RECOGNI- | tione. In hac aeditione, prioribus tribus Indicibus subiunctus est quartus | nouus, quo cuncta loca autorum in hoc opere sparsim citata, & ab | ipso Erasmo uel explicata, uel restituta, lectori ob ocu- | los quàm clarissimé sunt posita. | Froben | Basileae | M. D. LI.
[48] BL., 1071 S.; 4°.
Erasmus von Rotterdam, der Autor der Adagia, wurde ca. 1469 in Holland geboren und starb im Jahre 1536. Während seiner Kindheit und Jugend besuchte er eine Klosterschule, die unter dem Einfluß der Devotio moderna stand. Daneben kam Erasmus schon früh mit den anderen zwei großen Geistesströmungen seiner Zeit in Berührung: mit der Spätscholastik und dem Humanismus. Er widmete sich der antiken Literatur und studierte die Kirchenväter. Heute gilt Erasmus von Rotterdam als einer der wichtigsten Vertreter des europäischen Humanismus.
Die Adagia waren sein erstes großes Werk. Er überarbeitete und ergänzte sie während seines gesamten Lebens durch immer neue Sammlungen von Sprichwörtern. Die Erstausgabe (1500) enthielt etwa 818 lateinische Sprichwörter, nach acht Jahren war ihre Zahl bereits auf über 4200 angestiegen. Zu Erasmus Lebzeiten wurden die Adagia sieben Mal bei seinem Basler Freund, dem Drucker Johannes Froben, neu aufgelegt und gedruckt.
Die Adagia sind in keiner bestimmten Weise geordnet. Durch ein alphabetisches Stichwort- und Sachregister können sie als Nachschlagewerk genutzt werden.
Sie sind in lateinischer Sprache verfasst und blieben so vornehmlich der gelehrten Bildungsschicht vorbehalten. Mit der erweiterten Edition aus dem Jahre 1515 erhielten die Adagia eine neue Gestalt und Bedeutung.
Das Adagium 3001 „Dulce bellum inexpertis“ ist wohl das meist gedruckte, am häufigsten übersetzte und berühmteste Essay aus dieser Sammlung. Es ist eine leidenschaftliche Absage an den militärischen Krieg und kann als erste europäische Anti-Kriegsschrift bezeichnet werden.
Das Adagium 3001 entstand ursprünglich durch Umarbeitung eines Briefes an den Abt von St. Bertin, Antonius von Bergen. Im Laufe der Zeit wurde es aber mehrfach von Erasmus überarbeitet und erweitert, so dass die ursprünglich fünfzeilige Schrift bei ihrer Vollendung 1000 Zeilen umfasste. Neben der politischen Forderung nach Frieden, die sich auch durch seine weiteren Werke zieht, übte er in Form von satirischen Essays und Sprichwörtern Kritik an den kirchlichen und gesellschaftlichen Missständen der Zeit. Darüber hinaus verfolgte Erasmus mit seinen Werken einen pädagogischen Anspruch. Durch die Verbindung antiken Gedankenguts mit biblischen Themen, die erfrischenden persönlichen Bemerkungen, den satirischen Umgang mit den Missständen der Zeit und den glänzenden Stil wurden die Adagia zu einem originellen und unverwechselbaren Werk, das sogar von Erasmuskritikern geschätzt wurde.
Margaretha Kruth