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Interdisziplinäres Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit
Universität Osnabrück
Neuer Graben 19/21
49074 Osnabrück
Tel. +49 541 969 6023
Katharina Koitz
Forschungsschwerpunkte
- Religiöses Erzählen
- Streit und Polemik
Kurzbiografie
seit 10/2015: Doktorandin im Promotionsprogramm "Wissensspeicher und Argumentationsarsenal. Funktionen der Bibliothek in den kulturellen Zentren der Frühen Neuzeit", durchgeführt vom IKFN der Universität Osnabrück und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel in Osnabrück
04/2001-03/2014: Magistra Artium - Mittelalterliche Geschichte und Ältere deutsche Philologie, Humboldt-Universität zu Berlin, Magisterarbeit "Der Mittelalterliche Sündenlepradiskurs zwischen medizinischer und moralischer Wirklichkeitsdeutung"
03/2014: What if - 53 Collaborations Denver-Berlin & 53 Collaborations Berlin-Denver (Gruppenausstellung), Neurotitan/Berlin & Showpen/Denver
05/2013: Spiderhearts (Gruppenausstellung), Neurotitan/Berlin
05/2011: Rapid Rabbit - Beschleunigte Bildwelten: Block 3 Archive / zeitloses Nebeneinander im Netz / Vergessen & Block 4 Simulationen / Realitätsfragen/Krieg (Gruppenausstellung), Kunsthaus Friese/Hamburg
05/2006: Blutiges Leiden - Blutige Nahrung. Jacob Cornelisz von Amsterdams "Christus als Schmerzensmann" (Vortrag zur Langen Nacht der Wissenschaften), Technische Universität Berlin
Projektskizze
„Konstruktion und Transfer von religiösem Wissen in Hieronymus Rauschers PapistischenLügen (1562-64)“ (Arbeitstitel)
Betreuer/in: Prof. Dr. Harald Haferland (Osnabrück), Prof. Dr. Ulrike Gleixner (HAB)
Der Schädel eines enthaupteten Mörders erwirkt mit Marias Hilfe Beichte und Absolution.
Eine Nonne tauscht Kloster gegen Bordell und lässt sich hierfür durch die Gottesmutter
vertreten. Den Amouren einer weiteren Ordensschwester begegnet Maria wiederum mit
einem so starken „Backen streich“, dass die junge Frau erst zur nächsten Messe das
Bewusstsein zurück erlangt.
Solche und andere Erzählungen vom Wirken der Heiligen, aber auch von den
Anfechtungen der katholischen Geistlichkeit versammelt Hieronymus Rauscher in seiner
fünfbändigen Exempel-, Mirakel- und Legendenkompilation. Er selektiert und übersetzt
hierfür aus spätmittelalterlichen Predigt- und Exempelsammlungen, richtet sich dabei
jedoch dezidiert gegen das vorgelegte Material: Paratextuell gerahmt und in
Entsprechung des Wortspiels Legende-Lügende konterkariert er den erzählerischen
Wahrheitsanspruch und markiert die Geschichten, ihre Protagonisten und Verfasser als
nunmehr närrische wie diabolische Medien und Akteure. Maria etwa erscheint jetzt nicht
mehr als Vermittlerin göttlicher Gnade und Gerechtigkeit, sondern als teufisch-papistisch
instrumentalisiertes und ohnmächtiges Lügengespinst.
Nichtsdestoweniger vermitteln die Sammlungen mit ihrem Gemenge narrativer und
argumentativer Anteile den Eindruck fortdauernder Spannung. Ziel des Projekts ist
demgemäß eine diferenzierte Kalibrierung der Rauscherschen Kompilationen am
Übergang von Streiten und Wiedererzählen, zwischen Polemisierung und
Enttraditionalisierung auf der einen sowie Popularisierung und Traditionsbewahrung auf
der anderen Seite. Mittels eines literaturwissenschaftlich-wissenshistorischen Zugangs
stellt sich die Frage nach Qualität aber auch Potenz der Sammlungen als Medium der
Aushandlung und Produktion überindividueller Glaubenswahrheit. Unter welchen
Voraussetzungen, mit welcher Zielsetzung und mit welchen Techniken wird bereits
vorhandenes religiöses Wissen aufgegrifen, aktualisiert, abgesichert und letztlich weiter
gegeben? Im Zuge eines Vergleichs mit ähnlichen Schriften soll ausserdem nach
übergeordneten Strukturmerkmalen, Regelmäßigkeiten oder Unregelmäßigkeiten gesucht
werden, die gegebenenfalls eine literarische Klassifzierung solcher Art der
Wissensorganisation und -repräsentation erlauben.
Publikationen
Rezension von: Romedio Schmitz-Esser: Der Leichnam im Mittelalter. Einbalsamierung,
Verbrennung und die kulturelle Konstruktion des toten Körpers (Mittelalter-Forschungen
48), Ostfldern 2014, in: sehepunkte 17 (2017), Nr. 6 (zuletzt eingesehen am 04.06.2018).
Tagungsbericht - Biographien des Buches, 05.04.-08.04.2016 Wolfenbüttel, in: H-Soz-
Kult, 18.07.2016 (gemeins. mit Hanne Grießmann, Katja Jensch und Rieke Schole; zuletzt eingesehen am 18.07.2016).
"Portrait", in: Tenwordsandoneshot - X/I, Bd. 4. Hg. v. Kevin Krumnikl. o.O. 2014, o.S.
"'Ellipse mit doppeltem Brennpunkt' - Methode und Objekt in Walter Benjamins Kunstwerkaufsatz", in: kunsttexte.de 02/2009, o.S.